Plan der Bundesnetzagentur – Flexible Netzentgelte

»Die alten Netzentgeltrabatte entsprechen nicht mehr den Anforderungen eines Stromsystems, das von hohen Anteilen erneuerbarer Stromerzeugung geprägt ist. Wir wollen zukünftig systemdienliches Verbrauchsverhalten der Industrie besonders anreizen. Industrie und Gewerbe sollen reduzierte Netzentgelte zah

len, wenn sie in Situationen mit hohem Stromangebot mehr Strom verbrauchen. Andersherum erhalten sie auch dann eine Reduktion der Netzentgelte, wenn sie in Zeiten eines knappen Stromangebots weniger Strom verbrauchen.«, so Klaus Müller, der Präsident der Bundesnetzagentur und Parteimitglied von Bündnis 90/Die Grünen.

Das, was hier so schön in blumiger Sprache umschrieben wird, ist nichts anderes als eine Bankrotterklärung des Energiewende-Kartells. In eine für jedermann verständliche Sprache übersetzt, sagt der grüne Lobbyist Klaus Müller nämlich folgendes:

Präsident der Bundesnetzagentur

»Die alten Netzentgeltrabatte entsprechen nicht mehr den Anforderungen eines Stromsystems, das von hohen Anteilen erneuerbarer Stromerzeugung geprägt ist. Wir wollen zukünftig systemdienliches Verbrauchsverhalten der Industrie besonders anreizen.«

Übersetzung

Die Stromproduktion von Windkraft- und Photovoltaikanlagen ist unkontrollierbar. Ständig haben wir entweder zu viel oder zu wenig Strom im Netz. Die Stromproduktion stimmt nie mit dem Stromverbrauch überein. Dadurch ist das Stromnetz instabil geworden und droht zusammenzubrechen. Wir wollen die Industrie dazu bringen, ihren Stromverbrauch an der unplanbaren Stromproduktion von Windkraft- und Solaranlagen auszurichten.

Präsident der Bundesnetzagentur

»Industrie und Gewerbe sollen reduzierte Netzentgelte zahlen, wenn sie in Situationen mit hohem Stromangebot mehr Strom verbrauchen. Andersherum erhalten sie auch dann eine Reduktion der Netzentgelte, wenn sie in Zeiten eines knappen Stromangebots weniger Strom verbrauchen.«

Übersetzung

Mit Strafzahlungen bei den Netzentgelten versuchen wir die Industrie dazu zu bringen, Strom möglichst dann zu verbrauchen, wenn Windkraft- und Solaranlagen viel Strom produzieren. Wer Strom verbraucht, wenn Windkraft- und Solaranlagen wenig oder keinen Strom produzieren, muss höhere Netzentgelte bezahlen. 

Im Klartext heißt das: Elektrizität steht nur noch zu bestimmten Zeiten in ausreichenden oder überschüssigen Mengen zur Verfügung. Die Industrie soll ihre Produktion nach diesen Zeiten richten. Wenn sie das nicht tut, muss sie höhere Netzentgelte bezahlen. Diese Zeiten hoher Stromproduktion werden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in die Monate Mai bis September und in ein Zeitfenster zwischen 10:00 Uhr bis 18:00 Uhr fallen. 

Unternehmen sollen das Netz stabilisieren

Im Eckpunktepapier (Seite 6) lesen wir, wie sich der grüne Bundesnetzagenturchef die zukünftige Rolle der Industrie vorstellt: 

»Während die Kosten für Netzausbau, Ausgleichsenergie und Engpassmanagement stetig steigen, können die Flexibilitätspotentiale der Industrie und des Gewerbes genutzt werden, um dieser Entwicklung durch eine Senkung der Gesamtkosten des Energiesystems entgegen zu wirken [sic!]. Denn dynamische Reaktionen auf die Einspeisesituation – insbesondere durch stromintensive Industriebetriebe – können einen erheblichen systemdienlichen Beitrag leisten.«

Wie bitte, dynamische Reaktionen stromintensiver Industriebetriebe? Wird Stahl jetzt etwa nur noch zwischen Mai und September in den Mittagsstunden gegossen? Schaltet BASF morgens um 10:00 Uhr das Werk an und um 18:00 wieder aus? Aber natürlich nur an den Tagen, an denen genug Sonne scheint und auch der Wind weht. An allen anderen Tagen wartet man auf besseres Wetter. Und alles nur damit Unternehmen einen systemdienlichen Beitrag leisten? Was im Klartext heißt, dass Unternehmen einen Teil der Verantwortung der Politik übernehmen sollen, nämlich das Stromnetz vor einem Zusammenbruch (Blackout) zu bewahren. Das ist eine perfide Umkehr der Verantwortlichkeiten, denn es ist eine zentrale Aufgabe und Verantwortung der Politik für eine gesicherte Energieversorgung der Industrie zu sorgen und nicht umgekehrt.

So viel energiepolitische Naivität kann es nicht geben. Das kann nur Vorsatz sein. Der Großteil der Industrie, insbesondere die stromintensive Industrie, kann nicht spontan auf das Wetter reagieren, sondern muss die Produktion ohne Unterbrechungen Fortführen und dafür kontinuierlich und gleichmäßig Strom verbrauchen. Nicht ohne Grund gab es für energieintensive Industriekunden bisher das sogenannte Bandlastprivileg, das heißt aufgrund ihres starren Abnahmeverhaltens wurde die Industrie bei den Netzentgelten entlastet.

Abrechnungschaos bei Netzbetreibern und Lieferanten vorprogrammiert

Aber nicht nur Unternehmen werden diese neuen dynamischen Industrienetzentgelte nicht nutzen können, auch Netzbetreiber und Lieferanten werden von der Politik erneut in große Schwierigkeiten gebracht. 

Nach welchen Parametern wird bestimmt, für wen und wann die reduzierten und die erhöhten Netzentgelte gelten? Wie sollen diese auf den Rechnungen ausgewiesen und abgerechnet werden? Wie werden SLP-Lieferstellen abgerechnet? Sind die reduzierten Netzentgelte staatliche Subventionen? Wie wird gewährleistet, dass die Unternehmen die Abrechnungen überprüfen können? 

Wir alle erinnern uns noch schmerzlich an das Abrechnungschaos bei den beiden Energiepreisbremsen. Diese waren bei weitem nicht so komplex wie es die jetzt angedachten dynamischen Industrienetzentgelte sind. Und dennoch brachten die Energiepreisbremsen die Abrechnungssysteme der Netzbetreiber und Lieferanten an ihre Grenzen und teilweise sogar über Monate hinweg zum kompletten Erliegen. Das Abrechnungschaos, welches uns jetzt sehenden Auges mit den dynamischen Industrienetzentgelten bevorsteht, wird das bisher Erlebte um ein Vielfaches übersteigen.

Steigende Stromkosten und Deindustrialisierung

Die jetzt ab 2026 geplanten dynamischen Industrienetzentgelte werden zu keiner Entlastung der Unternehmen führen, das Gegenteil wird der Fall sein. Die Stromkosten für Industriekunden werden weiter in die Höhe schnellen und der Wirtschaftsstandort Deutschland wird zunehmend an Attraktivität verlieren. Die Folgen, weitere Insolvenzen, Abwanderung der Industrie und Deindustrialisierung.

Diese energiepolitische Fehlentwicklung kann nur dadurch korrigiert werden, indem der weitere Ausbau spontanerzeugender Stromproduktion gestoppt und für eine grundlastsichernde Stromproduktion gesorgt wird.

 

Der BVGE setzt sich für den Erhalt und Ausbau grundlastsichernder Stromproduktion in Deutschland ein. Denn nur mit grundlastsichernder Stromproduktion lässt sich der Wirtschaftsstandort Deutschland erhalten und der soziale und öffentliche Frieden in der Gesellschaft bewahren.

Der BVGE unterstützt die Initiative

Ihr Ansprechpartner

Mario Buchner
Abteilungsleiter Business Support