Prognos-Studie: Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit weiterhin unzureichend
Um einen Zusammenbruch der Stromversorgung zu verhindern, müssen Netzbetreiber immer öfter steuernd in das deutsche Stromnetz eingreifen. Bislang gelang dies noch mit eigenen Reserven. Doch seit dem letzten Winter ist Deutschland auf die Hilfe aus dem Ausland angewiesen. Nun steht der nächste Winter vor der Tür.
Im Jahr 2021 stiegen die Kosten für Systemsicherheitsmaßnahmen auf 2,3 Mrd. Euro. Um das Stromnetz stabil zu halten mussten im Winter 2021/2022 nationale Reservekapazitäten vorgehalten werden. Die Vorhaltung ausländischer Reserve-kapazitäten ist seit dem Winter 2022/2023 notwendig geworden. Unter Reservekapazitäten versteht man Kraftwerke die in kurzer Zeit angefahren werden können, um zusätzlich auftretenden Strombedarf kurzfristig decken zu können.
Der Grund für die zunehmende Netzinstabilität liegt in erster Linie im schrittweisen Ausstieg aus der grundlastfähigen konventionellen Stromproduktion, sowie dem zuneh-menden Ausbau sogenannter Erneuerbaren Energien, welche unplanmäßig Energie in das Netz einspeisen. Des Weiteren werden zunehmend größere Mengen Strom zum Beispiel für E-Mobilität und Wärempumpen benötigt.
Wenngleich die Stromausfallzeiten in Deutschland noch gering sind kommt der Ausbau der Stromnetze nur schleppend voran und die regulierenden Eingriffe der Netzbetreiber nehmen deutlich zu. In der Summe führt dies bei einer Ampelbewertung zum Thema Versorgungssicherheit nur zu einer »gelb« Einstufung.
Im Bereich Bezahlbarkeit schneiden sowohl die Industriestrompreise als auch die Haushaltsstrompreise weiterhin schlecht ab. Im Oktober 2023 liegt der Börsenpreis im Jahresdurchschnitt bei 9,89 Ct/kWh (lastunabhängiger Mittelwert / Base) und damit über die Hälfte unterhalb des Durchschnittspreises für das Jahr 2022 (23,545 Ct/kWh). Auch die Preise auf dem Terminmarkt tendieren deutlich günstiger als in der ersten Jahreshälfte, liegen aber immer noch über 12 Ct/kWh.
Das Anfang Mai vom Minitserium für Wirtschaft und Klimaschutz vorgelegt Konzept eines Industriestrompreises sorgt innerhalb der Ampelregierung weiterhin für heftige Diskussionen. Während SPD und Grüne das Konzept befürworten, lehnt die FDP den Industriestrompreis weiterhin strikt ab. Leider wird der Preisdeckel nicht für kleine und mittlere Unternehmen gelten, sodass KMU ab spätestens Mai 2024 mit dem Wegfall der Strompreisbremse wieder mit deutlich höheren Strompreisen konfrontiert werden. Ab Januar 2024 werden zudem die CO2-Preise jährlich ansteigen, was ebenfalls zu einer Verteuerung des Stroms beitragen wird, da zur Deckung der Grundlast weiterhin Kohle und Gas verstromt werden müssen.
Gerade für Unternehmen haben die beiden Faktoren Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit eine zentrale Bedeutung. Umso wichtiger ist es, dass Unternehmen diese beiden Bereiche dauerhaft im Blick behalten.
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