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Beratung Energieeinkauf: So sichern Unternehmen faire Preise

Volatile Energiemärkte und komplexe Preisbestandteile machen es für Unternehmen schwer, „faire“ Konditionen von Lieferanten zuverlässig zu identifizieren. Professionelle Beratung im Energieeinkauf hilft, Marktchancen zu nutzen, Risiken sauber zu managen und Vertragsfallen zu vermeiden. Dieser Leitfaden zeigt, wie Sie strukturiert vorgehen, welche Beschaffungsmodelle wann sinnvoll sind und woran Sie eine gute Beratung erkennen.

Ein Team aus Einkaufsleitung, Energiemanagerin und CFO betrachtet Lastgänge und Terminpreiskurven auf großen Bildschirmen, legt gemeinsam Beschaffungsregeln fest und markiert Preisziele auf einem Whiteboard.

Was faire Energiepreise wirklich bedeuten

Faire Preise sind nicht automatisch die niedrigsten Preise. Fair heißt vor allem marktkonform, transparent und risikoadäquat:

  • Marktkonformität: Konditionen lassen sich mit öffentlich verfügbaren Indizes, zum Beispiel EEX Termin- und Spotpreisen, plausibilisieren.
  • Transparenz: Energiepreis, Netzentgelte, Umlagen und Steuern sind sauber getrennt, Zuschläge sind nachvollziehbar und dokumentiert.
  • Risikoadäquanz: Preis und Vertragsstruktur passen zur individuellen Risikotragfähigkeit, zum Lastprofil und zu Liquiditätszielen.
  • Liefer- und Abwicklungsqualität: Bilanzkreismanagement, Fahrpläne, Messstellen- und Abrechnungsprozesse sind zuverlässig organisiert.

Die Bundesnetzagentur bestätigt in ihrem aktuellen Monitoring, dass Preise seit dem Extremjahr 2022 gesunken sind, aber strukturelle Risiken und Kostenblöcke hoch bleiben. Siehe den Monitoringbericht der Bundesnetzagentur und des Bundeskartellamtes, der zentrale Marktentwicklungen zusammenfasst. Monitoringbericht der Bundesnetzagentur

Marktumfeld 2025, kurz erklärt

  • Netzstabilität und Redispatch: Engpässe erfordern weiterhin Systemeingriffe. Unser Überblick fasst Ursachen und Implikationen zusammen, inklusive Abhängigkeit von Reservekapazitäten. Analyse beim BVGE
  • Preisniveau und Volatilität: Großhandelspreise sind deutlich unter 2022, bewegen sich aber weiterhin in Spannen, die aktives Risikomanagement nötig machen. Aktuelle Preisindizes finden Sie bei der EEX. EEX Marktdaten
  • Lehren aus 2022: Zu starre Festpreisstrategien können teuer werden. Ein Blick auf Ergebniseffekte im Markt illustriert das. Beitrag auf bvge.energy
  • Europäischer Kontext: ACER dokumentiert, wie Liquidität, Netze und Marktdesign die Großhandelspreise prägen. ACER Market Monitoring

Beschaffungsmodelle im Vergleich

Modell Preisbildung Vorteile Hauptrisiken Geeignet für
Festpreisvertrag Vollmenge zu fixem Preis Budget- und Cashflow-Sicherheit Timing-Risiko, Lieferantenkündigungsklauseln, Risikoaufschläge Geringe Risikotoleranz, klar planbare Last
Tranchenmodell Staffelkäufe nach Plan oder Trigger Durchschnittspreis glätten, Marktchancen nutzen Governance-Aufwand, Disziplin nötig Mittel bis hohe Last, Einkaufsressourcen vorhanden
Index/Spot Bindung an Day-Ahead oder Monatsindex Marktnah, oft günstig bei fallenden Preisen Volatilitäts- und Cashflow-Risiko Flexible Produktion, Hedgingbudget oder Puffer
Hybrid Fixanteil plus Indexrest Gute Balance aus Sicherheit und Chance Komplexer zu steuern Viele Mittelständler mit RLM-Profil
PPA und Eigenversorgung Langfristig mit Erzeugern, plus Eigenproduktion Preisstabilität, ESG-Vorteile Volumen- und Profilrisiken, Bilanzkreisfragen Ab 5 GWh p. a., langfristige Planung

Eine fundierte Beratung im Energieeinkauf hilft, Modelle zu kombinieren, sinnvoll zu staffeln und in klare Beschaffungsregeln zu überführen. Vertiefende Einordnung können Sie hier nachlesen. Energieeinkauf in Zeiten großer Verunsicherung

So läuft professionelle Beratung im Energieeinkauf ab

1) Datengrundlage und Lastanalyse

  • Zusammenführung von RLM-Lastgängen, SLP-Verbräuchen, Standorten und Zählpunkten.
  • Ermittlung von Band, Spitze, Grundlast, Saisonalität und Volatilität.
  • Ableitung der Profilkosten und ihres Einflusses auf die Preisstrategie.

2) Risiko- und Budgetrahmen

  • Definition von Budgetgrenzen, Value-at-Risk-Bandbreiten und Liquiditätsbedarf.
  • Festlegung, welcher Anteil abgesichert wird und welches Restrisiko tragbar ist.

3) Beschaffungsrichtlinie und Governance

  • Regeln zu Zeitfenstern, Triggern, Entscheidungswegen und Dokumentation.
  • Compliance, Vier-Augen-Prinzip, klare Verantwortlichkeiten im Einkauf.

4) Lieferantenqualifizierung

  • Auswahl geeigneter Versorger, Bilanzkreismanager und Direktvermarkter.
  • Prüfung der Bonität, der flexiblen Fahrplanfähigkeit und IT-Schnittstellen.

5) Ausschreibung und Preisspiegel

  • Einheitliches Datenpaket, klare Preisblätter, getrennte Ausweisung aller Komponenten.
  • Verhandlungsstrategie mit Runden und Alternativen, strukturierter Preisspiegel.

6) Vertragsprüfung und Klauseln

  • AGB, Sondersituations-, Preisanpassungs- und Kündigungsklauseln kritisch prüfen.
  • Abrechnungs-, Mess- und Bilanzkreisregelungen präzisieren.

7) Umsetzung und Monitoring

  • Onboarding der Zählpunkte, Abnahme von Datenflüssen, KPIs für Qualität und Kosten.
  • Quartalsweise Review der Strategie, Anpassungen bei Markt- oder Laständerungen.

Preisbestandteile verstehen und gezielt verhandeln

Komponente Was ist verhandelbar Typische Hebel
Energiepreis Ja, je nach Modell Timing, Tranchen, Indexformel, Marge
Netzentgelte Nein, hoheitlich Netzentgeltstruktur optimieren, Lastspitzen managen
Umlagen und Abgaben Teils reguliert Prozess- und Privilegienprüfung, korrekte Einstufung
Steuern Nein Formalien, Befreiungen wo möglich
Dienstleistungsentgelte Ja Bilanzkreis, Fahrplan, Messstellenbetrieb, Service-Levels

Wichtige Verhandlungsfelder sind außerdem Profilkostenaufschläge, Risiko- und Strukturierungsmargen, Fahrplan- und Ausgleichsenergievereinbarungen, Sicherheiten, Zeitreihenqualität und Preisfixierungsfenster. Achten Sie auf Kündigungsrechte bei „wirtschaftlicher Unzumutbarkeit“ und auf klare Definitionen bei außergewöhnlichen Marktumständen.

Timing, Trigger und Daten: so sichern Sie Marktnähe

  • Nutzen Sie Indikatoren wie Spreads zwischen Quartals- und Kalenderjahren, um Tranchen zu setzen.
  • Legen Sie Preisziele fest und arbeiten Sie mit Limitorders und klaren Ausführungsregeln.
  • Vermeiden Sie „Stichtag“-Einkauf ohne Datenunterlage. Besser sind Korridore und Entscheidungsfenster.
  • Prüfen Sie Liquidität und Spreads im gewünschten Produkt, um Slippage zu minimieren.
  • Verfolgen Sie EEX und Spotmarkt regelmäßig, um Chancen zu erkennen. EEX Marktdaten

Beispielszenario zur Veranschaulichung

Ein mittelständischer Betrieb mit 18 GWh Jahresverbrauch, verteilt auf mehrere RLM-Zählpunkte, entscheidet sich für eine Hybridstrategie: 50 Prozent werden in vier Tranchen für das folgende Lieferjahr abgesichert, 50 Prozent laufen indexiert mit Monatsfixierungsmöglichkeiten. Der Preisspiegel trennt Energiepreis, Strukturierung, Profilkosten und Dienstleistung sauber. Zusätzlich werden Peak-Lasten analysiert und ein internes Lastmanagement etabliert, um Netzentgeltspitzen zu reduzieren. Ergebnis: Budgetobergrenzen bleiben im Plan, und die Einkaufsleitung dokumentiert jederzeit, warum Preise und Risiken als fair gelten. Dieses Szenario dient zur Illustration, es ersetzt keine individuelle Beratung.

Häufige Fehler, die Unternehmen vermeiden sollten

  • Nur den Arbeitspreis vergleichen, Zuschläge und Dienstleistungspakete aber ignorieren.
  • Festpreis „auf Zuruf“ ohne Strategie fixieren, weil ein kurzfristiges Angebot lockt.
  • Zu wenige Anbieter anfragen oder ungeeignete Losgrößen wählen.
  • Lieferanten-Außerkraftsetzungsklauseln und Preisanpassungsmechanismen übersehen.
  • Fehlende interne Governance, keine Dokumentation der Beschaffungsentscheidungen.

Woran Sie gute Beratung im Energieeinkauf erkennen

  • Unabhängigkeit vom Lieferanten und provisionsfreie, nachvollziehbare Honorarmodelle.
  • Tiefe Marktkenntnis, transparente Preisspiegel und belastbare Vertragsprüfung.
  • Zugriff auf ein Energie-Expertisezentrum, das Einkauf mit Energiemanagement verbindet.
  • Branchenübergreifende Erfahrung, skaliert für kleine Betriebe bis zur Industrie.
  • Messbare Ergebnisse, zum Beispiel geringere Risikoaufschläge und reibungslose Abwicklung.

BVGE: Unabhängige Beratung und Beschaffung für faire Preise

Der BVGE e. V. vertritt gewerbliche Energienutzer in Deutschland. Über die BVGE Consulting GmbH erhalten Unternehmen aller Größenklassen unabhängige Strom- und Gasbeschaffung sowie Full-Service-Energiemanagement. Unsere Leistungen umfassen unter anderem:

  • Energieeinkauf mit marktnahen Strategien und klarer Governance.
  • Unabhängige Ausschreibungen, Preis- und Vertragsvergleich, Lieferantenauswahl.
  • Energiemanagement und Prozessunterstützung von der Messung bis zur Abrechnung.
  • Unterstützung bei Rechnungsprüfung und energiewirtschaftlichen Entlastungen, wo anwendbar.
  • Zugriff auf das BVGE-Expertisezentrum und aktuelle Brancheninformationen.

Wie wir Beschaffung in volatilen Zeiten strukturieren, lesen Sie in unserer Einordnung. Zum BVGE-Artikel

Nächste Schritte für Ihr Unternehmen

  • Sammeln Sie Last- und Vertragsdaten, definieren Sie Budget- und Risikorahmen.
  • Entscheiden Sie sich für ein Zielbild aus Festpreis, Tranchen, Index oder Hybrid.
  • Starten Sie eine unabhängige Ausschreibung mit einheitlichem Daten- und Preisblatt.
  • Prüfen Sie Vertragsklauseln gründlich und richten Sie Monitoring-KPIs ein.

Wenn Sie faire Preise mit sauberem Risikomanagement kombinieren möchten, sprechen Sie mit uns. Der BVGE unterstützt Sie von der Strategie über die Ausschreibung bis zur Umsetzung, unabhängig und marktnah. Kontakt über die BVGE-Startseite

Zur Vertiefung empfehlen wir außerdem diese Hintergründe:

  • Netz- und Systemsicherheit, Implikationen für Beschaffung, BVGE Analyse
  • Marktrisiken und Festpreis-Fallen, BVGE Einordnung
  • Europäische Marktperspektive, ACER Monitoring

Mit strukturierter Beratung im Energieeinkauf sichern Sie nicht nur faire Preise, sondern auch Planungssicherheit, Lieferqualität und Compliance. Genau darauf ist der BVGE spezialisiert.

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