Wasserstoff aus Namibia – Grüner Energiekolonialismus in ehemals Deutsch-Südwestafrika
Das brandenburgische Unternehmen ENERTRAG will rund zehn Milliarden Dollar in Namibia investieren, um dort mithilfe von Windkraft und Photovoltaik sogenannten grünen Wasserstoff für Deutschland zu produzieren. Das Vorzeigeprojekt der grünen Energiewende ist grotesk unökonomisch und könnte als deutscher Energiekolonialismus verstanden werden.
Namibia hat es unter den afrikanischen Staaten zu einem bescheidenen Wohlstand gebracht. Das Land besitzt Bodenschätze. Uran wird von chinesischen Firmen abgebaut, namibisches Gold und Diamanten gehen in die ganze Welt. Die Fläche von Namibia ist zweieinhalbmal so groß wie Deutschland. In ganz Namibia wohnen ungefähr so viele Menschen wie in Hamburg. Durchschnittliche scheint die Sonne jeden Tag rund zehn Stunden und beständig bläst ein mäßig starker Passatwind. Letzteres brachte schlaue Ingenieure auf die Idee, das deutsche Energiedilemma im 11.840 km entfernen Namibia lösen zu wollen.
Der grüne Masterplan
Windkraft- und Photovoltaikanlagen produzieren Strom in Namibia. Diesen Strom wandelt man im Land zunächst in Wasserstoff und dann in Ammoniak um (Haber-Bosch-Verfahren). Das Ammoniak bringt man mit Schiffen nach Deutschland. In Deutschland wandelt man das Ammoniak wieder in Wasserstoff um. Mit dem Wasserstoff produziert man in Brennstoffzellen oder Gaskraftwerken wieder Strom. Und mit diesem in Afrika produzierten grünen Wasserstoff und dem daraus in Deutschland gewonnen Strom fahren wir dann in dem guten Glauben einen wichtigen Beitrag gegen den menschengemachten Klimawandel geleistet zu haben mit dem E-Auto zum Bio-Bauern um die Ecke. Soweit zu den grünen Träumereien. Jetzt zur Wirklichkeit.
Die Fakten
Mit dem Investitionsvolumen in Höhe von zehn Milliarden Dollar sollen Windkraftanlagen mit einer Nennleistung von 7 GW installiert werden. Das letzte in Deutschland abgeschaltete Atomkraftwerk hatte eine Leistung von 1,5 GW. Theoretisch entspricht die in Namibia installierte Leistung fünf Atomkraftwerken der Größenordnung Isar II. Eine Nennleistung ist jedoch keine wirkliche Leistung. Die Stromproduktion in Windkraftanlagen ist sehr stark abhängig von der Windstärke und der Winddauer. In Deutschland ernten Windkraftanlagen rund 25-30 % ihrer Nennleistung. In Namibia sind es vielleicht 50 %. Das heißt von der installierten Nennleistung werden bestenfalls 3,5 GW real geerntet werden können.
Nun ist die Energieeffizienz des Gesamtprozesses der Strom-Wasserstoff-Ammoniak-Wasserstoff-Strom-Umwandlung unglaublich schlecht. Von vier real in Namibia mit Windkraft geernteten Kilowattstunden kommt in Deutschland nur noch ein Viertel, also eine Kilowattstunde Strom an. Unter Berücksichtigung aller Faktoren, werden die in Namibia installierten 7 GW Nennleistung, weniger als 1 GW Strom kompensieren können.
Aufwand und Ertrag stehen in keinem zu rechtfertigenden Verhältnis
Um weniger als die Leistung eines einzigen Atomkraftwerkes in Deutschland auszugleichen muss ein unfassbarer Investitionsaufwand betrieben werden. Rund 1.400 Windkraftanlagen mit einer durchschnittlichen Nennleistung von je 5 MW müssen aufgestellt werden, um 7 GW Nennleistung zu installieren. Pro Windrad werden allein für das Fundament ca. 1.600 Tonnen Beton und 150 Tonnen Baustahl benötigt. Das sind 2,2 Millionen Tonnen Beton und 210.000 Tonnen Baustahl. Allein die Produktion der Materialien für die Fundamente der Windräder erzeugt eine CO2-Emission von 1,63 Millionen Tonnen. Bis hierhin steht und dreht sich noch kein einziges Windrad. Deren Materialien, die Bauaufwendungen, Verkabelungen und Netzstruktur sowie der Bau der Wasserstoffkompressionsanlagen und die gesamte notwendige Infrastruktur müssen noch obendrauf gerechnet werden. Ein unfassbar grotesker Aufwand.
14.000 km klimafreundlicher Ammoniak-Transport mit LKW und Schiff
Nachdem der aus Windkraft gewonnene Strom zuerst in Wasserstoff und dann zu Ammoniak umgewandelt wurde, werden hunderte von Tonnen flüssigen Ammoniaks tagtäglich über den Landweg mit Tanklastwagen oder Zügen von Lüderitz/Namibia zur rund 900 km entfernten Hafenstadt Walvis Bay verbracht. Die dafür benötigen Mengen Dieselkraftsoff dürften schwindelerregend sein.
In Walvis Bay angekommen wird das Ammoniak auf riesige Tankschiffe verladen, die sich dann unter klimafreundlichster Verbrennung von tausenden Tonnen Schweröl auf ihren rund 13.000 km langen Seeweg nach Deutschland begeben.
Was eine unter diesen absurden Umständen erzeugte Kilowattstunde in Deutschland kosten soll, vermag man sich nicht vorzustellen. Eines ist sicher, dieser ganze Irrsinn ist weder ökologisch noch ökonomisch. Die Zeche dieser grünen Spinnerei bezahlt die Umwelt, die Industrie und der Verbraucher in Deutschland.
Energiepolitik mit Sachverstand und Fingerspitzengefühl
Am Beispiel des grünen Vorzeigeprojektes der Wasserstoffgewinnung aus Erneuerbaren Energien in Namibia wird unmissverständlich klar, wie fernab der Realität ideologieverblendete Politiker glauben die Energieversorgung Deutschlands sicherstellen zu können. Namibia für die Energieversorgung Deutschlands auszunutzen, zeugt zudem von einer erschreckenden Unkenntnis der Geschichte. Energiepolitik muss sich an naturwissenschaftlichen Gesetzmäßigkeiten und wirtschaftlichen Realitäten orientieren. Deutsche Energiepolitik muss zudem diplomatisch und respektvoll gegenüber anderen Nationen sein. Der BVGE e. V. setzt sich für eine ideologiefreie Energiepolitik ein. Der Erhalt der deutschen Industrie ist uns ein zentrales Anliegen.
Weitere Informationen finden Sie auf www.bvge.energy
Der BVGE e. V. unterstützt die Initiative
Ihr Ansprechpartner
Mario Buchner
Abteilungsleiter Business Support
EnBW – Energieversorger meldet milliardenschwere Übergewinne
Mit 2,4 Milliarden Konzernüberschuss verdoppelt die Energie Baden-Württemberg (EnBW) in den ersten
Die Energiepreisbremsen – Ein Desaster mit Ansage
Ein halbes Jahr nach Inkrafttreten der Energiepreisbremsen für Strom und Gas entpuppt sich der »Do
Härtefallhilfe für kleine und mittlere Unternehmen – Grüne Schaufensterpolitik in NRW
Mit einem 300 Millionen Euro schweren Härtefallhilfen-Paket wollte die nordrhein-westfälische Land